Die Fragmente zeigen römische Majuskel-Schrift („Capitalis Monumentalis“). Die Entstehung dürfte entweder antik (römisch, 1.–4. Jh.) oder eine renaissancezeitliche/humanistische Nachahmung (15.–17. Jh.) sein.
Oberes Fragment
Erste Form: ein sehr spitz zulaufendes „V“ (klassisch römisch).
Danach ein „I“ (senkrechter Strich).
Es folgen zwei identische, bauchige Formen – das sieht sehr nach „D D“ aus.
Am Ende ein „V S“ – das „S“ hat einen stark geschwungenen, engeren Einschnitt.

Gesamteindruck: VIDDVS → sehr wahrscheinlich VIDUUS („Witwer“ auf Latein).
Unteres Fragment
Wieder am Anfang ein „V“.
Danach ein „I“.
Dann zwei „D“s nebeneinander.
Danach noch ein „V“.

Gesamteindruck: VIDDV → ebenfalls Teil des Wortes VIDDUUS / VIDUUS.
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Das passt gut zu lateinischen Grabinschriften aus der römischen Kaiserzeit.
Oft stehen dort Formeln wie:
Maritus viduus posuit („der verwitwete Ehemann hat [das Grabmal] gesetzt“)
Vidua marito carissimo („die Witwe [setzte dies] dem geliebten Ehemann“).